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WDR-Bericht vom 15.06.01

 

Hintergrund:   Anfang Juni 2001 rief mich ein mir aus EBS-Zusammenhängen bekannter Redakteur des WDR an. Obwohl er meinen Garten noch nie gesehen hatte, bat er darum, ihn in einem Bericht über Stadtgärten in Köln zeigen zu dürfen. Das war mir gar nicht Recht, denn der Garten sah wüst aus und Zeit hatte ich eigentlich auch nicht, ihn filmreif herzurichten. Doch er ließ nicht locker und schon am nächsten Tag standen die Moderatorin und ihr Mitarbeiter vor der Tür. Sie schrieben sich alles auf, und bereits eine Woche später sollte Drehtermin sein. Meinen Hinweis auf das Feuerholz und das Chaos im Garten konterten sie souverän mit der Bemerkung: „Das kriegt der Kameramann schon hin!“ In der Tat hätte ich mir die Aufräumarbeit in der Woche sparen können, denn echte Profis waren bei den Dreharbeiten am Werk – 8 an der Zahl! Die Kameraführung war so geschickt, dass alles Chaos ausgespart wurde und der Garten zudem groß wie ein botanischer Garten wirkte. Eins habe ich aus den amüsanten Stunden dieses Tages gelernt: Trau niemals dem, was Du mit Deinen eigenen Augen im Film siehst!

 

Hier der Bericht vom 15.6.2001 aus der Service-Zeit Heim und Garten:

 

Garten der Familie Trautmann

Ebenfalls paradiesisch, allerdings deutlich kleiner, ist der Garten der Familie Trautmann. Sie leben in einer Reihenhaus-Siedlung am Stadtrand in Höhenhaus. Hier wurde flächensparend gebaut, so dass ihr Grundstück nur 230 Quadratmeter Fläche hat. Aber diese 230 Quadratmeter haben es in sich, eine exotische Oase!

Garten der Familie Trautmann

Bambus

Bambus

Herr Trautmann hat auf dieser kleinen Fläche immerhin 40 verschiedene Bambusarten ausgepflanzt. Dazu muss man gleich wissen, dass er nicht nur Bambusliebhaber, sondern auch Mitglied der Deutschen Bambusgesellschaft ist.

Adresse der Bambusgesellschaft:

  • European Bamboo Society - Deutschland (EBS-D)
    Kontaktstelle West
    Reinhard Trautmann
    Goldregenweg 12
    51061 Köln
    Tel./Fax (02 21) 63 29 29


Viele Bambusarten, vor allem der beliebte Phyllostachys, aber auch Sasa, Sasaella und Pleioblastus, wandern durch unterirdische Ausläufer. Wo es ausreichend Platz gibt, ist dies kein Problem, aber in einem kleinen Garten muss das unkontrollierte Ausbreiten gebremst werden. Allerdings sind die Spitzen der sich neu bildenden Rhizome so hart, dass sie fast alles durchbohren können; unter Umständen kann ein Bambusausläufer sogar mal im Keller landen! Wenn rings um die Bambusstaude ausreichend Platz vorhanden ist, kann man natürlich die sich bildenden Ausläufer abstechen und ausgraben. Besonders die Rhizome von Phyllostachys sind gekocht eine Delikatesse (Bambussprossen).

In begrenztem Gelände muss aber eine Rhizomsperre eingegraben werden. Hierfür gibt es im Fachhandel Spezialfolie, die aber recht teuer ist. Herr Trautmann hat bereits seit 15 Jahren gute Erfahrungen mit Wellpolyester gemacht. Dieses Material ist preiswert im Baumarkt zu bekommen. Solch eine Rhizomsperre muss aber mindestens 60 Zentimeter tief, bei einigen Arten sogar noch tiefer, eingegraben werden. Man kann diese Riesengräser natürlich auch in einen großen Plastikkübel ohne Boden pflanzen und diesen einsenken oder aber große Betonringe verwenden. Die Gefäße dürfen jedoch nicht zu klein ausfallen; der Bambus muss noch ausreichend Erdreich zur Nährstoff- und Wasserversorgung um sich herum haben. Wichtig für alle Bambusse ist, neben ausreichend Wasser und Dünger, eine gute Humusversorgung, und dazu gehört auch, dass man die Bambusblätter unter den Pflanzen liegen lässt.

Während der Vorgarten von Trautmanns durch verschiedene Bambusse, in unterschiedlichen Farben blühende Kamelien und vor allem durch verschiedene japanische Ahornarten wie den Goldahorn, Fächerahorn und den Schlitzahorn ein asiatisches Flair hat, kann man den inneren Gartenteil als echt exotisch, vielleicht schon als tropischen Garten bezeichnen. Dieser Eindruck entsteht durch ausgepflanzte Palmen und Bananen, die hier tatsächlich ohne Überdachung wachsen und auch schon vier oder fünf Winter überstanden haben.

Eine große Auswahl von bei uns winterharten Tropenpflanzen führt zum Beispiel:


Winterharte Banane

Winterharte Banane

Sofort fällt die Banane auf, ein Synonym für Exotik. Überraschenderweise braucht es zum Gedeihen dieser japanischen Faserbanane (Musa basjoo) im Kölner Klima gar keine Tricks. Es ist die bekannteste, bei uns winterharte Bananenart, die trotz ihres Namens nicht aus Japan, sondern aus China stammt.

Bis zu minus 12 Grad Celsius verkraftet die Pflanze an den Wurzeln. Aber bei Frösten ab minus 4 Grad Celius erfrieren die Blätter. Die werden dann abgeschnitten und der verbleibende Stamm in eine Strohmatte eingewickelt, die mit Laub ausgepolstert wird. So kann diese Banane auch bei uns überwintern und alt werden. In milden Jahren entwickelt sie sogar Blüten. Die Befruchtung und damit Fruchtbildung ist allerdings schwierig, da es männliche und weibliche Blüten auf einer Pflanze gibt, die sich aber nicht gegenseitig befruchten können. Aber wenn man mehrere Pflanzen hat, bekommt man mit etwas Glück einen Fruchtansatz und kann vielleicht tatsächlich schmackhafte japanische Faserbananen ernten.

Winterharte Palmen

Winterharte Palmen

Vor fünf Jahren begann bei Herrn Trautwein auch die Liebe zu winterharten Palmen. Die bekannteste und bereits seit vielen Jahren in Deutschland kultivierte winterharte Palme ist die chinesische Hanfpalme (Trachycarpus fortunei). Sie ist die winterhärteste, stammbildende Palme, denn sie kommt sogar in der Himalayaregion bis 2.400 Höhenmetern vor, und ältere Exemplare können mindestens bis minus 10 Grad Celsius verkraften.

Es wird sogar berichtet, dass sie bis minus 20 Grad Celsius aushalten. In kälteren Gebieten wird am besten vor längeren Frostperioden der Boden durch eine Laub- und Strohpackung geschützt, die Blätter zusammengebunden, um dadurch das Herz zu schützen, und bei Bedarf die gesamte Pflanze in Wintervlies eingewickelt. Aber regelmäßige Winter -Schutzmaßnahmen sind bei ihr wirklich nur in kälteren Regionen erforderlich. Ansonsten möchte sie einen sonnigen Standort, kann dann bis zu 15 Blätter im Jahr ausbilden und irgendwann mal 5 bis 8 Meter hoch werden, verträgt aber auch Halbschatten. Im Sommer muss auf ausreichende Feuchtigkeit geachtet werden, sonst ist sie eigentlich anspruchslos und hat auch nur einen geringen Nährstoffanspruch, also nur sehr sparsam düngen. Interessant ist, dass es bei der chinesischen Hanfpalme männliche und weiblich blühende Exemplare gibt. Die können dann manuell bestäubt werden und mit viel Glück kann man Samen ernten und mit einer eigenen Neuzucht beginnen. Allerdings braucht man bei Anzucht aus Samen Geduld; die Hanfpalmen brauchen für die Keimung einen bis vier Monate!

Aber natürlich hat Herr Trautmann nicht nur so etwas schon fast gewöhnliches in seinem Garten, sondern auch noch etwas ganz besonderes: diese chilenische Honigpalme (Jubaea chilensis). Sie stammt aus Mittelchile. Inzwischen ist sie dort gesetzlich geschützt, da sie wegen ihres Zuckersaftes intensiv genutzt wurde, wozu große Bestände gefällt wurden.

Honigpalme (Jubaea chilensis)

Das Klima dort in Chile ist durchaus mit unserem vergleichbar, und sie verträgt bis minus 15 Grad Celsius. Damit ist sie die frosthärteste Fiederpalme, die allerdings sehr langsam wächst. Extremfröste können bei ihr zwar zur Entblätterung führen, aber meist erholt sich die Pflanze wieder. Sie möchte einen vollsonnigen Standort und braucht regelmäßig Wasser. Auch sie kann über Samen vermehrt werden, wobei diese eine Keimdauer von mindestens sechs Monaten haben!